In vielen Unternehmen ist die Energie im Tagesgeschäft spürbar. Es wird gemacht, geschoben, gelöst – Aufgaben kommen rein und werden direkt bearbeitet. Der Kalender ist voll, das Postfach auch. Der Fokus liegt ganz klar auf dem Operativen: Mails beantworten, Meetings führen, Präsentationen bauen, Kunden betreuen, kleine Feuer löschen. Man arbeitet im System – und das mit viel Einsatz.
Was dabei allerdings schnell zu kurz kommt, ist die Arbeit am System. Also an den Strukturen, die dafür sorgen, dass Dinge nicht nur erledigt werden, sondern auch nachhaltig funktionieren. In kleinen Teams kann das eine Weile gut gehen – man stimmt sich auf Zuruf ab, kennt sich, improvisiert sich durch den Alltag. Aber je größer das Team, desto spürbarer wird der Punkt, an dem das nicht mehr reicht.
Plötzlich arbeitet jeder für sich, alle geben Gas, aber das Gefühl entsteht: So richtig voran geht es nicht mehr. Es fehlt die Abstimmung, Aufgaben laufen doppelt oder bleiben liegen, wichtige Entscheidungen ziehen sich, neue Kolleg:innen finden sich schwer zurecht. Es wird gearbeitet – und trotzdem kommt das Unternehmen ins Stocken.
Das ist der Moment, in dem klar wird: Organisation ist kein Bürokratie-Thema, sondern ein echter Wachstumstreiber. Gerade wenn ein Unternehmen größer wird, braucht es Strukturen – nicht um Prozesse zu verlangsamen, sondern um Zusammenarbeit zu ermöglichen. Ohne klare Organisation wird aus einem engagierten Team eine Gruppe von Einzelkämpfer:innen. Die Effektivität sinkt, obwohl alle viel arbeiten.
Organisation bedeutet in diesem Kontext nicht Excel-Tabellen und Kontrollmechanismen, sondern die aktive Gestaltung des Miteinanders. Es geht darum, Aufgaben zu planen, Verantwortlichkeiten zu klären, Kommunikationsflüsse zu steuern und Entscheidungswege transparent zu machen. Und das nicht irgendwann, wenn man mal dazu kommt – sondern proaktiv. Genau hier liegt der Schlüssel: Organisieren heißt, das eigene Arbeitsumfeld bewusst zu strukturieren, um den Aufgaben gerecht zu werden, statt sich von ihnen treiben zu lassen.
Wer Verantwortung trägt – sei es für ein Team, einen Bereich oder ein gesamtes Unternehmen – sollte daher nicht nur operativ stark sein, sondern sich auch mit der eigenen Selbstorganisation beschäftigen. Denn nur wer die eigenen Aufgaben im Griff hat, kann auch Rahmenbedingungen schaffen, in denen andere gut arbeiten können.
Selbstorganisation ist dabei keine mystische Fähigkeit. Sie lässt sich lernen, trainieren und mit den richtigen Werkzeugen verankern. Es geht nicht darum, perfekt zu planen oder jeden Tag durchzutakten. Vielmehr darum, eine Haltung zu entwickeln: Welche Aufgaben sind wirklich wichtig? Was muss heute getan werden, damit es morgen leichter läuft? Wo fehlen Strukturen – und wie kann ich sie schaffen?
Denn am Ende gilt: Wer immer nur hackt, ohne die Axt zu schärfen, arbeitet irgendwann gegen die eigene Kraft. Und manchmal ist der wichtigste Schritt nicht ein weiterer im Tagesgeschäft, sondern der Blick zurück auf das System, in dem alle unterwegs sind – und die Frage: Wie kann ich es so gestalten, dass es uns alle besser trägt?
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